Können Patienten mit Herzerkrankungen segeln?
Als aktiver Segler und Kardiologe versuche ich, meinen Patienten dies zu ermöglichen. Allerdings gilt es, einige Aspekte zu berücksichtigen:
Das Segeln stellt – wie jede Sportart – eine körperliche Belastung dar.
Das Verletzungsrisiko ist vergleichbar mit anderen Sportarten.
Die Zugangsmöglichkeiten zur sofortigen medizinischen Versorgung hängen vom Fahrtgebiet und der Dauer der Törns über den freien Seeraum ab.
Viele Patienten mit Herzerkrankungen sind heute aufgrund der guten medizinischen Versorgung in der Lage, sich ohne Probleme in höherem Maße körperlich zu belasten und dabei gute sportliche Leistungen zu erbringen. Die individuell sinnvolle körperliche Belastungsgrenze sollte ein Patient mit einer Herzerkrankung mit seinem Hausarzt und seinem Kardiologen absprechen.
Je besser die Pumpfunktion des Herzens, je besser die Durchblutung der Herzkrankgefäße, je besser die Funktion der Herzklappen und je besser die Anpassung des Pulses an Belastungen ist, desto eher kann ein Patient mit einer Herzerkrankung auch größere sportliche Belastungen durchführen.
Je nach zugrunde liegender Herzerkrankung und geplanter Belastung sind vorher unterschiedliche Untersuchungen des Herzens – meist eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) und ein Belastungs-EKG, ggf. ein Langzeit-EKG und eine Langzeit-Blutdruckmessung – sinnvoll.
Gemeinsam mit dem Arzt kann dann die für das Segeln sinnvolle Belastung und das Fahrtgebiet abgestimmt werden. Dabei ist ein Abwägen von maximaler medizinischer Sicherheit, individueller Risikobereitschaft und Sicherheit für Crew und Schiff erforderlich. Ausführliche Beratung, Tipps und Konzepte für Notfallsituationen (gern unter Einbeziehung der Mitsegler) ermöglichen meist eine Umsetzung der geplanten Reisen.
Je besser und stabiler die Ausgangs-Situation des Herz-Kreislaufsystems vor dem Segelurlaub ist, umso sicherer ist, dass Sie den gesamten Urlaub mit Freude genießen können. Beispielsweise sollte der Mittelwert der Blutdruck-Selbstmessungen oder der Langzeit-Messung tagsüber unter 135mm Hg systolisch und unter 85mm Hg liegen, bei Patienten mit Herzschwäche aber eher niedriger.
Alle diese Aspekte sollten vor dem Segelurlaub – und insbesondere vor größeren Törns – mit dem Hausarzt und / oder Kardiologen abgestimmt werden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Fahrt und allzeit eine handbreit Wasser unter dem Kiel.
Prof. Dr. med. Michael Kentsch, Chefarzt der Medizinischen Klinik, Klinikum Itzehoe